KRAPP'S LAST TAPE

2010 Nov

KRAPP’S LAST TAPE. ist der Versuch einer Rekonstruktion von Becketts Regiearbeit Das letzte Band im Berliner Schillertheater von 1969 mit Martin Held als Krapp.

Die Inszenierung setzt sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der Rekonstruktion einer historischen Schauspiel-Inszenierung auseinander und schafft gerade damit den Raum für eine lebendige Wiederaufführung.
In KRAPP’S LAST TAPE. versucht Ludger Lamers auf die Bewegungen des Schauspielers Martin Held in dessen Rollenverkörperung von 1969 als eine Art befremdliche Choreografie zuzugreifen. Der Sound dazu ist der Originalmitschnitt der Theateraufführung von 1969 mit allen Geräuschen und Stimmen.

Dadurch wird die nachvollzogene Bewegungsabfolge mit externen Fragestellungen aufs Spiel gesetzt: Wie und als was werden die Gesten eines Schauspielers in seiner Rollenverkörperung nun lesbar, wenn ein Tänzer sie unter verschiedenen Fragestellungen re-enactet? Worauf stößt man, wenn man es wagt, sich die Körperlichkeit eines anderen anzueignen? Inwiefern kann ein Performer zum Subjekt der permanenten Reflektion und Entscheidung werden, wenn er auf die Bewegungssprache eines anderen zugreift, wenn er in die Choreografie eines anderen eingespannt ist? Birgt es nicht die Gefahr eines Kontrollverlusts, eines ‚Angestecktwerdens‘? Kann man, wenn man an der Aneignung der Körperlichkeit eines anderen arbeitet, noch von dem Originalen, dem Natürlichen, Authentischen auf der Bühne sprechen, das bis in die Gegenwart als Forderung an Schauspieltechnik gestellt wird? KRAPP’S LAST TAPE. ist der äußerst gelungene, paradoxe Versuch Becketts Literatur gerade durch die Rekonstruktion einer historischen Aufführung lebendig und gegenwärtig zu machen.

„Dies macht die wunderbare Aufführung APPROPRIATION. PARASITEN. KRAPP'S LAST TAPE von Sebastian Blasius besonders augenfällig. Dem Regisseur gelingt es mit seinem Darsteller Ludger Lamers der Divergenz von Kopie, Authentizität und poetischer Sprache zu entkommen, indem sie die deutsche von Beckett selbst geleitete Uraufführung mit Martin Held nach- und überspielen, akkurat abbilden und bewußt verzeichnen.“ Frank Raddatz/ Theater der Zeit

Der Tänzer Ludger Lamers erhielt Anfang Juli den Förderpreis Tanz 2010 der Stadt München, u.a. für diese Arbeit.


Mit Ludger Lamers Text Samuel Beckett Regie Sebastian Blasius Dramaturgie Daniel Franz Licht Katharina Runte Ton Björn Deigner Produktionsleitung/ Dramaturgische Mitarbeit Anke Euler