TORQUATO TASSO

/ die Kunst des Redens über die Kunst

2011 Juli

Dieser Torquato Tasso ist in der internationalen Kunstszene und damit auch in Berlin verortet. Aus dem Hofdichter des mäzenatischen Fürsten wird in der Theaterdiscounter-Version der seine Ausstellung eröffnende shooting star eines angesagten Galeristen.

Das in der Renaissance verortete Versschauspiel eignet sich bestens für die Abbildung spätfeudaler Binnenverhältnisse im heutigen Kunstbetrieb. Als Sprachdrama im breiten Spektrum vom hohen Ton bis zur kleinen Empfindlichkeit wird es hier zum Material, um das Reden über die Kunst als beinahe schwierigste aller Disziplinen immer wieder zu üben.

Setzt Goethe noch auf den Selbstwert retardierender Reflexion, finden sich über wenige Ersetzungen im Text verblüffende Kommentare auf die Verwertungslogik von Kunstproduktion heute. Man lauscht Kuratoren, Kunsthändlern und Messegaleristen in Goethes Worten das Marktgeschehen analysieren. Demgegenüber erklärt der Künstler Tasso sein Werk und den Schaffensprozess zu den einzig verbindlichen Werten, auch wenn ihnen Liebe und Erfolg, Privatleben und Bonität zu opfern sind.

Die Inszenierung des Torquato Tasso wurde von der Diskussion über die geplante Kunsthalle und von der Konzeption der Ausstellung based in Berlin 2011 inspiriert. Viele Künstler verwahrten sich in einem Aufruf gegen die geplante Leistungsschau, deren Fokus eher auf Stadtmarketing als auf Kunstförderung lag.

Goethes Drama um den italienischen Dichter Torquato Tasso eignet sich hervorragend, um Abhängigkeiten von Künstlern, Ausstellern, Wirtschaftern und Konsorten zu zeigen. Grandios trägt Schwalm (...) Originalverse im modernen Rhythmus vor und mischt sie mit Vulgär-Sprech. (...) Das macht Laune, auch der energische Körpereinsatz im Kampf. (Stuttgarter Nachrichten)


Mit Christian Ahlers / Ursula Renneke / Alexander Maria Schmidt / Cornelius Schwalm / Kerstin Schweers Regie/Fassung Georg Scharegg Raum Silke Bauer Kostüm Lotte Sawatzki Assistenz Cilgia Gadola / Konrad Kaniuk Technik Christian Backes Grafik Christiane Patic

Kartenpreise € 13,- / ermäßigt € 8,-