Zeller ungekürzt und ungeprobt (Felicia Zeller)

2007 Juni

Wie für den Stil Zellers bereits bekannt montiert sie auch in ihrem neuesten Werk Reales und Absurdes und entwirft ein Bild von der aussterbenden Gesellschaft. In ineinandergetriebenen Fragmenten und einander berauschenden Motiven richtet deutsches hysterisches museum den Blick auf die Zukunft, wie sie aus der Zukunft der Zukunft betrachtet werden könnte und darin die Gegenwart spiegelt.

z.B. Eröffnung des ersten Ein-Personen-Museum Deutschlands durch Helmut Blochlochner: In seiner eigenen Wohnung, die der stark übergewichtige letzte Spross seiner Sippe nur noch mühsam über eine Rampe erreichen kann, entsteht ein Helmut-Blochlochner-Museum. Warum? Und für wen? Vielleicht kommt ja mal ein Außerirdischer vorbei, der sich für die Geschichte interessiert.

z.B. "Geiler Greisen" in der Senioren-Wohngemeinschaft: Man produziert fröhlich Geschäftsmodelle wie zum Beispiel das erfolgreiche "Bart on demand", auch die Runzelstifte verkaufen sich, nur das Gedächtnis funktioniert nicht mehr so richtig, und die Gedächtnispillen, die man haufenweise schluckt, haben böse Nebenwirkungen: Reime schleichen sich ins automatisiert vorangetriebene Sprechen ein.

z.B. Während man junge Frauen zum Gebären animiert, und Vorzeigefamilien versuchen, sich kameragerecht und vorabendserientauglich zu verhalten, lehnen die Jungs dämmernd an Mauerwänden herum. Keiner kann sie brauchen und sie wissen selbst nicht, wieso sie eigentlich da sind: Die Mauerstützer.

Menschen als Statuen. Statuen als Menschen. Geschichte des immer weniger werdenden Volkes der Einzigen. Besuch aus der Zukunft. Ein Science Fiction ohne Fiction.


Von Felicia Zeller Mit Sophie Basse / Tilla Kratochwil / This Maag / Stephan Thiel / Frank Wiegard
Die Leseperformance wird unterstützt von Rigoletti (Videoprojektion) und Pflegeroboter Emiglio (e-bay).