IFFLAND -- Fragmente der Menschendarstellung

2012 Juni

Große Menschheitsfragen? Nein! In der Sommerproduktion des Theaterdiscounter wird die Klassik durch den Dienstboteneingang betreten.

Georg Scharegg holt August Wilhelm Ifflands Komödie Die Hagestolzen aus der Versenkung. Sie ist eines der unzähligen Gebrauchsstücke, die Iffland sich selbst auf den fülligen Leib schrieb: Die Geschichte eines Städters, der auf dem Land -- unter den Bewohnern seiner zuvor von ihm ausgebeuteten Immobilie -- eine junge, herzensgute Heiratspartie findet. Finden sich in Ifflands Schauspieltheorie, den Fragmenten über Menschendarstellung auf den deutschen Bühnen von 1785, Hinweise darauf, wie und warum diese bürgerlichen Rührstücke so prächtig funktionierten und die Spielpläne jahrzehntelang dominierten?

Iffland, selbst ein gelobter Menschendarsteller, der die Schwächen seiner Figuren so anrührend verkörpern konnte und früh als Franz Moor Schiller beeindruckte, wurde als Berliner Theaterleiter zum angefeindeten Pragmatiker und Vorfahr späterer Selbstdarstellungs- und Überlebenskünstler auf Berliner Direktorensitzen.

Eine quotenträchtige und funktionale Schauspielarbeit operiert mit einem „Menschenbild“, gegen das sich wahre Kunst damals wie heute sträuben muss. Während der Traditionshandwerker den einzig echten Iffland-Ring im Geheimverfahren weiterreicht, haben im Theater neue Formen längst die Oberhand gewonnen. Refugien einer rührenden Menschendarstellung bleiben jedoch die Politik, die Soap und der deutsche Film. Auf zur Spurensuche ins Iff-Land!



Mit Ursula Renneke / Theresa Rose / Alexander Maria Schmidt / Felix Theissen
Regie und Fassung Georg Scharegg Raum Silke Bauer Assistenz Paul Marwitz Technik Oliver Szewc Presse Kerstin Böttcher Produktion Theaterdiscounter