Lauschangriff

2011 Jan

Harry Caul ist Abhörspezialist. Als er versucht, der undurchsichtigen Intrige, die sich hinter einem Auftrag verbirgt, auf den Grund zu gehen, tritt er aus der Rolle des professionell-unbeteiligten Lauschers heraus. Er wird Mitwisser eines geplanten Mordes, den er aber nicht verhindern kann. Durch seine Fehlinterpretation der Observierungsergebnisse wird der Mord sogar indirekt erst ermöglicht. Zu spät wird ihm klar, dass auch die totale Information keine Erkenntnis garantiert. Es kann keine Überwachung geben, die nicht zumindest die Gefahr in sich birgt, die zu beobachtenden Vorgänge zu beeinflussen, sie zu verändern.

Seine Tätigkeit bringt ihn in einen tiefen moralischen Konflikt. Wissen ist Beteiligung – keine Überwachung findet im Vakuum statt.

Der Zuschauer wird zum Abhörspezialisten des Bühnengeschehens im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Sicherheitsbedürfnissen und dem Recht auf Privatsphäre.


Mit Oliver Dressel / Karen Köhler / Stephan Möller-Titel / Christopher Weiß Regie Gero Vierhuff Ausstattung Marcel Weinand Musik Sebastian Kunas Dramaturgie Nora-Henriette Friedel Produktion vierhuff theaterproduktionen Gefördert durch Land Niedersachsen / Stiftung Niedersachsen / Rusch-Stiftung In Kooperation mit LICHTHOF Theater Hamburg

vierhuff theaterproduktionen haben seit 2005 eine spezifische Form des anti-illusionistischen Erzähltheaters entwickelt mit Konzentration auf Bearbeitungen vornehmlich theaterferner Stoffe aus Film und Literatur. Die dabei entstehenden Inszenierungen zeichnen sich durch eine kraftvolle, poetische Bühnensprache aus, die den Schauspieler und seine Gegenwärtigkeit ins Zentrum stellt. Mit den Mitteln der kritischen Überhöhung, Humor und Lust zur grotesken Übertreibung entsteht ein vielschichtiges, tragikomisch zugespitztes Bild. Das spannungsreiche Verhältnis des Individuums zu seinem Umfeld steht in dieser Form des Erzähltheaters im Mittelpunkt. 2009 präsentierte der Theaterdiscounter Regen.Fälle nach Motiven des Romans von Karin Duve und vor einem Jahr Hundstage nach Sidney Lumets gleichnamigem Film.