Räuberzelle (von Christian Winkler)

/ von Christian Winkler

Karl-der-Haifisch-Haiberger verbringt mehr als dreißig Jahre in verschiedenen Gefängnissen Europas -- länger als sechs Monate ist er selten auf freiem Fuß. Mit vierzehn betritt er das Gefängnis zum ersten Mal und verlässt es wieder als ausgebildeter Ganove – der Beginn einer skurrilen und gleichzeitig tragischen Karriere.

Als er mit 52 wegen eines Gehirntumors aus der Haft entlassen wird, entschließt er sich, seine Geschichte aufzuschreiben – die Ärzte geben ihm dafür noch ein Jahr Lebenszeit. Durch einen Zufall kontaktiert er den österreichischen Autor und Dramatiker Christian Winkler, der aus dieser Lebensgeschichte Literatur machen soll. Aus unzähligen Interviews entsteht mit dem Regisseur Franz von Strolchen das Theaterprojekt RÄUBERZELLE.

Es erzählt als doku-fiktionales Drama von Karls verschiedenen Leben und Lebensabschnitten, von seinem einzigen Beruf als Beate-Uhse-Vertreter, von wahnwitzigen Einbrüchen und Verfolgungsjagden über den Dächern der Stadt, vom Tramperdasein in Frankreich, vom Alltag im Knast, von Träumereien und Utopien, seiner Krankheit und vor allem immer wieder von Strafe und Sühne.

Die radikale Andersartigkeit seines Lebensmodells fasziniert dabei genauso wie es erschüttert; es amüsiert und verstört. Die Klischees vom Gauner und Knastbruder treffen in den Schilderungen der vier Darsteller ständig auf die bizarre Wirklichkeit zwischen Überlebenskampf und Grenzüberschreitung, auf eine Biografie voller Risse und Selbstverklärung. Sind es unglaubliche, aber wahre Erlebnisse, oder sind es Räubergeschichten, die man seinem Knastbruder auf der Zelle erzählt, oder ist es doch nur die Fantasie eines Autors?

Nach der Premiere am Theaterhaus Jena, im Oktober 2010 war RÄUBERZELLE am Schauspielhaus Wien und im Rahmen der Autorenwochen von uniT Graz als Gastspiel zu sehen. Die Produktion wurde für den bestOff-Theaterpreis in Österreich nominiert.

„Szenisch genial aufgebaut, wechselt Winkler ohne Fingerzeig von anfänglicher Diebeskomödie über brutale Schattenseiten zum tragischen Trauerspiel. Eine unvergessliche, intime Sternstunde am Theater.“ Kleine Zeitung, Österreich


Mit Mohamed Achour / Anne Haug / Natalie Hünig / Sebastian Thiers Regie Franz von Strolchen Bühne Jens Burde Kostüme Katrin Wolfermann Dramaturgie Kristin Domröse

Mit freundlicher Unterstützung der Intershop Communications AG Jena sowie Andreas Machner und dem Turm-Restaurant Scala.